Johann Christian von Mannlich
Schon sein Vater Konrad Mannlich (1700-1758) war Hofmaler im Dienste von Herzog Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken. Johann Christian Mannlich wurde während eines Aufenthaltes seiner Eltern in Straßburg am 2. Oktober 1741 geboren. Johann Christian Mannlich wuchs in Zweibrücken auf und besuchte dort das Gymnasium. Seine Mutter Katharina Elisabetha, geborene Strassen, hätte gerne gesehen, dass ihr Sohn eine theologische Ausbildung einschlägt. Doch seine unwiderstehliche Neigung zu den Künsten führte ihn 1758 zum Studium an die Mannheimer Zeichnungsakademie, ausgestattet mit einem Stipendium von Herzog Christian IV.
Erfahrungen in Paris und in Italien
Mannlich hielt sich schon in jungen Jahren im Umfeld des Herzogs auf, der ihn systematisch förderte und ihm so Zugang zu anderen Malern, Musikern und weiteren Künstlern ermöglichte. Im Dezember 1762 wurde Mannlich von seinem Gönner Christian IV. zu seiner ersten Reise nach Paris eingeladen. Zwei weitere Aufenthalte in Paris folgten, wo Mannlich Schüler bei François Boucher war. Von 1766-1771 folgte ein fünfjähriger Aufenthalt in Italien, den ihm ebenfalls der Herzog finanzierte. An der französischen Akademie in Rom nahm er Zeichenunterricht und studierte die Paläste, Kirchen und die Stätten aus der Blütezeit des römischen Altertums, deren klassizistischer Stil ihn beeinflusste. Anatomiestudien legten den Grundstein für sein späteres umfangreiches lithographisches Werk. Mannlich studierte im Vatikan Raphaels Werke, kopierte detailgetreu Porträts von Personen des monumentalen Wandgemäldes “Die Schule von Athen” und verwertete diese Zeichnungen später als Vorlagen und Lehrmittel für junge Maler.
Zweibrücker Zeit
1772 trat Mannlich an die Stelle seines verstorbenen Vaters als Leiter der Zweibrücker Zeichenschule und der herzoglichen Gemäldesammlung. Nach dem Tod von Christian IV. am 4. November 1775 wurde Mannlich von dessen Nachfolger Karl II. August außerdem das gesamte herzogliche Bauwesen übertragen. So entwarf er u.a. die klassizistische Fassade des Alten Rathauses am Marktplatz der Stadt Zweibrücken (1785), das 1945 vollständig zerstört wurde. Besonders stark beanspruchte ihn die Bauleitung von Schloss Karlsberg: Etwa zwei Jahrzehnte widmete er sich – ohne jemals eine Ausbildung in Architektur erhalten zu haben – der Errichtung dieser Landresidenz, die als größte und prachtvollste Schlossanlage des späten 18. Jahrhunderts in Europa gilt.
Flucht vor den Revolutionstruppen
Als die Schlossanlage nach Ausbruch der französischen Revolution im Jahr 1793 völlig zerstört wurde, brachte Mannlich die weitestgehend von ihm selbst aufgebaute mit etwa 2000 Bildern sehr umfangreiche und hochkarätige herzogliche Gemäldesammlung sowie die Münzsammlung, Bücher, Waffen und Teile des Inventars zur Residenz nach Mannheim in Sicherheit. Auch der Tod seiner geliebten Frau Barbara 1793 fiel in diese vom politischen Umsturz geprägte unsichere Zeit. Die Bücher vom Karlsberg fanden schließlich in Bamberg eine neue Bleibe. Die Gemäldesammlung bildete später zusammen mit den Mannheimer und Düsseldorfer Sammlungen den Grundstock der Alten Pinakothek in München. So befindet sich dort auch das Porträt des “Ruhenden Mädchens” von François Boucher aus der Zweibrücker Gemäldesammlung des Schloss Karlsberg.
Münchner Zeit
Nach dem Ableben von Karl II. August 1795 ging die Erbfolge auf dessen Bruder Max Joseph über, der nach Karl Theodors Tod 1799 Kurfürst der Pfalz und Bayern und im Jahr 1806 bayerischer König wurde. Auch Max Joseph schätzte Mannlich. Er ernannte ihn 1799 zum pfalz-bayerischen Zentraldirektor aller Kunstsammlungen in München, verlieh ihm 1808 den Verdienstorden der bayerischen Krone und erhob ihn in den Adelsstand. Mannlich gelang es, die wichtigsten Gemälde aus den säkularisierten Klöstern in Bayern für die Sammlungen zu sichern und kann aufgrund seiner Verdienste als erster wirklicher Museumsdirektor im modernen Sinn gesehen werden.
Künstlerisches Wirken
Neben seiner anspruchsvollen Tätigkeit im Dienste des Königs wandte sich Mannlich auch der künstlerischen Lithographie zu und betätigte sich als Publizist: Er verfasste Lehrbücher für Kunstschüler, einen dreibändigen Katalog der “kurpfälzischen-bayerischen Gemäldesammlungen”, Veröffentlichungen zu volkskundlichen Themen und schließlich 1817 in französischer Sprache eine Autobiografie, welche dem Leser einen eindrucksvollen kulturgeschichtlichen Einblick in seine Zeit gibt. Als Maler bewegte sich Mannlich mit gleicher Leichtigkeit auf dem Gebiet der antiken Mythologie sowie auch des christlichen Kultusbildes. Seine Kompositionen zeugen von lebhafter Fantasie, Charakter, Ausdruck, gekonnter Zeichnung und glänzendem Kolorit. All diese Fähigkeiten vereint er in seinem umfangreichen “Vogelwerk”. Mannlichs Charakter kann als ausgeglichen, aufrichtig und seinen Dienstherren gegenüber stets loyal mit lebhaftem Geist und einer starken Liebe zur Freiheit beschrieben werden. Seine vielseitigen Engagements als Maler, Schriftsteller, Baudirektor und Galeriedirektor zeugen von seiner Tatkraft und seinem guten Organisationstalent. Er verstarb nach einem erfüllten Leben am 3. Januar 1822 in München. Aus seiner Ehe mit Barbara gingen zwei Kinder hervor.
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